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„blau“
Videoskulptur, 1991
Glyptothek München, Saal des Alexanders (X)
Saal
X ist der Saal mit den Ehrengrabstatuen.
Um das Standbild in der Mitte gruppieren sich Fragmente von Köpfen
und klassischen Stelen.
Dazwischen steht auf einem Sockel der Fernseher und zeigt seinen blauen
Videofilm.
Der klassischen, künstlerischen Arbeit das Vergängliche in idealen
Grabreliefs und -skulpturen in Form zu bringen, steht die zeitgenössische
Auseinandersetzung mit dem Vergänglichen in Form eines monochromen
Films gegenüber.
Tradition und Modern verbindet das Bestreben künstlerisch festzuhalten,
was nicht festzuhalten ist. Das Schaffen „unsterblicher“ Werke
findet beide Male Ausdruck in einer größtmöglichen realistischen
Abbildung und wird in der Videoskulptur um die Dimension der Akustik erweitert.
Die meisten Plastiken standen an ihren Originalplätzen unter freiem
Himmel. Von vielen sind heute nur noch ein oder ein paar Bruchstücke
erhalten. Im Museum werden sie in einer neuen, eingegrenzten Umgebung,
einem räumlichen Rahmen, präsentiert und erscheinen dabei ähnlich
unabhängig von Körper, Ort und Zeit geworden zu sein, wie es
Videofilme sind.
Der Betrachter kann hier wie dort keinen ursprünglichen Zusammenhang
mehr wahrnehmen. Die vorgefundene künstliche Situation kann deshalb
keine festgeschriebene sein und ist für Veränderungen offen.
Der Fernseher mit seinem blauen Film holt in den geschlossenen Museumsraum
die elektronische Vorstellung des Himmels herein und „ergänzt“
die antiken Skulpturen durch seine dreidimensionale Präsentation
eines Bruchstückes davon.
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